Manipulation durch Design
In der als PDF bereit gestellten Masterarbeit wird die BILD-Zeitung hinsichtlich manipulativer Strategien in Sprache, Bildgestaltung und Themenauswahl analysiert. Die BILD setzt primär auf Emotionalisierung, Personalisierung und Simplifizierung. Während problematische Aspekte wie mangelnde Quellentransparenz und die Verletzung von Persönlichkeitsrechten erkennbar sind, folgen viele Merkmale der BILD systembedingten Mechanismen des Boulevardjournalismus.
Es folgt eine kurze Zusammenfassung der Kernaussagen der Masterarbeit. Für ein tieferes Verständnis steht die Masterarbeit folgend als PDF-Dokument zum Download bereit:
Diese Arbeit untersucht den Vorwurf der Manipulation gegenüber der Boulevardpresse anhand der BILD-Zeitung. Sie analysiert Formal- und Sprachästhetik sowie Themengewichtung und -aufbereitung, um Erkenntnisse abseits von ideologie- und kulturkritischer Färbung zu erlangen. Der Theorieteil dient als medientheoretische Grundlage der allgemeinen Manipulationsmechanismen im Journalismus und deren Verhältnis zur Realität.
Aus konstruktivistischer Perspektive ist Manipulation im Funktionssystem Journalismus unumgänglich. Auch werden Inhalte durch sprachliche Merkmale, Bildverwendung und gestalterische Mittel stets beeinflusst.
Es werden drei Manipulationsebenen definiert:
Die BILD als Boulevardmedium verfolgt eine publikumsorientierte Strategie, bei der Human-Interest-Themen und Soft News dominieren. Die Nachrichtenfaktoren zeigen eine Präferenz für hohe Faktizität, Emotionalität und Personalisierung. Die Berichterstattung weist oft monokausale Erklärungen auf, was der Lesegewohnheit entspricht. Auch die Quellentransparenz ist nicht immer gegeben, soziale Relevanz wird häufig durch persönliche Relevanz ersetzt. Die Themenauswahl folgt primär dem Publikumsinteresse, weniger gesellschaftlicher Relevanz, was boulevardtypisch, aber auch manipulationsanfällig ist.
Sprachlich setzt die BILD auf Vereinfachung und Emotionalisierung: Ein prägnanter Wortschatz, kurze Sätze, rhetorische Stilmittel und personalisierte Berichterstattung erzeugen Spannung und Dialognähe. Die Verständlichkeit für alle Bildungsschichten steht im Fokus.
Auch die Bildkommunikation verfolgt eine personalisierte, emotionalisierte Strategie. Fotografien vereinfachen komplexe Sachverhalte und inszenieren Inhalte gezielt. Während aktivierende Bildinhalte (Gewalt, Erotik) nur begrenzt eingesetzt werden, spielt die Bildauswahl eine wesentliche Rolle in der persuasiven Manipulation.
Das Layout der BILD ist streng komponiert und auf maximale Aufmerksamkeit ausgerichtet. Besonders die Typografie arbeitet mit übergroßen Schlagzeilen und kontrastreichen Schriftarten, um Bedeutung und Emotionalität zu steigern. Die Farbgestaltung (Rot-Schwarz-Kontrast) dient der Aktivierung und Emotionalisierung, wodurch ein systembedingtes manipulierendes Potenzial entsteht.
Zusammenfassend ist die BILD auf Emotionalisierung, Personalisierung, Simplifizierung und Aktivierung ausgerichtet. Es gibt problematische Aspekte wie Verletzungen von Persönlichkeitsrechten, mangelnde Quellentransparenz und vorurteilsbehaftete Berichterstattung, jedoch sind keine systematisch-agitativen Manipulationstendenzen festzustellen.
Die Kritik an Boulevardmedien vernachlässigt oft, dass alle journalistischen Erzeugnisse vereinfachen und emotionalisieren. Viele Strategien des Boulevardjournalismus finden sich auch in Qualitätsmedien wieder – dort allerdings subtiler, was aus ethischer Sicht fragwürdiger erscheinen kann. Die eigentliche Herausforderung liegt weniger im Boulevardjournalismus selbst als in der zunehmenden Boulevardisierung der Qualitätspresse.
Philip Esch | 14. Februar 2025
Die Masterarbeit wurde am 11. Dezember 2018 an der Technischen Universität Berlin eingereicht und mit der Note 1,3 bewertet.